– 25 Grad Celsius

Eigentlich waren wir nur bei -24,4°C draußen, aber -25°C klingt viel prägnanter und schon deutlich mehr nach dem kanadischen Winter, den sich Jonas und ich erhoffen. Aber, man darf ja noch träumen, denn eisige Temperaturen stehen uns in den kommenden 6 Wochen immer noch bevor.

Zum Glück lässt es sich mit der richtigen Bekleidung einigermaßen aushalten, weshalb wir in den letzten beiden Wochen in Moffat auch nicht drum rumkamen, Schnee zu schippen, Salz zu streuen und den See fürs Schlittschuhlaufen zu präparieren. Wenn man der Kälte dann Leid ist, geht es daran, den Retreat Center sauber zu halten und ihm einen neuen Anstrich zu geben. Dies ist eine Tätigkeit, die Ken seine Germans alljährlich machen lässt, sodass am Ende jeder Raum wieder in Glanz erstrahlen darf.

Wenn wir die Liste an Aufgaben, die Ken uns nach dem Frühstück aushändigt, dann abgearbeitet haben, geht es an unser „Langzeitprojekt“. Wir spielten schon länger mit dem Gedanken, der Mission für ihre wertvolle Arbeit zu danken, allen voran natürlich ihrem CEO Mark und der Familie Davis (Ken und seine Frau Heather), mit denen wir nun mal jede Woche zu tun haben. Letztlich einigten wir uns darauf, eine „porch swing“, gleichzusetzten mit einer Hollywood- oder Verandaschaukel, anzufertigen. Natürlich sind unsere finanziellen Mittel sehr begrenzt (bisher griffen wir nur auf die Holzabfälle der Mission zurück) und eine abgeschlossene Handwerkerausbildung haben wir erst recht nicht (es wird kein Resultat à la Zimmergeschäft Rothfuß), aber es tut gut, seine Freizeit sinnvoll zu nutzten, sich mit den unterschiedlichsten Geräten zu befassen und Fortschritte zu meistern. Während das Grundgerüst inzwischen steht und auch schon zusammengeschraubt ist, geht es bei uns jetzt an die lästige Aufgabe, die Sitz- und Liegefläche abzuschleifen.

Das Ergebnis nach vier Stunden Arbeit

Glücklicherweise sind aber weder die Einwohner Ontarios noch ich so erpicht darauf, uns durch die unwirkliche Temperaturen in Gefahr zu bringen. Recht spürbar wird das dadurch, dass die Kinder hier in Milton in den vergangenen Wochen bereits zweimal Schulfrei aufgrund von Unwetter bekommen haben. An solchen Tagen gehen unsere Verantwortlichen vom RE:SOUL dann davon aus, dass der Zustrom eben dahin recht gering sein wird, sodass wir schließen müssen.

Letzten Sonntag lud Ken alle Impactler dazu ein, den Superbowl in seiner Kirche anzuschauen und anschließend in Moffat zu übernachten. Der Einladung folgten neben Jonas und mir zwar nur vier weitere Jungs aus Toronto und Barrie, alles in allem hatte das Wochenende aber nur seine positiven Seiten – bis auf den Superbowl selbst (dazu muss man sagen, dass ich noch nie ein Spiel der NFL (die höchste amerikanische Footballliga) gesehen habe). Klarer Favorit waren dieses Jahr die New England Patriots, die das Spiel auch letztendlich für sich entschieden. Diese Mannschaft stellt zwar nicht das Bayern München der Liga da, dennoch waren sie in den letzten 18 Jahren acht Mal im Superbowl vertreten. Doch während die anderen acht Superbowls, in denen sie seit der Saison 2001 gespielt hatten, alle auf die eine oder andere Weise ziemlich spannend waren, war ihr 13:3-Sieg gegen die Rams im Super Bowl 53 ein schreckliches TV-Ereignis laut Ken. Tatsächlich war dieser Superbowl derjenige, in dem seit seiner Einführung am wenigsten gepunktet wurde. Da ist es wenig verwunderlich, dass ich die Zeit auf der Straße, die ich nach Barrie und zurück allein im Auto verbrachte, sogar als spannender erachte.

Dafür konnte das Hockeyspiel, zu dem uns Mark vier Tage zuvor eingeladen hatte, so richtig überzeugen. Zunächst schien es so, als ob es eine hartumkämpfte Partie zwischen Guelph Storm (Marks Mannschaft) und Saginaw Spirits werden würde. Die Gäste gingen bereits früh in Führung, doch nach der Spielhälfte hatten die Storms siebenmal in Folge getroffen. Der Entstand betrug 8 zu 2, was Mark dazu verleitete, uns anschließend zum Essen einzuladen. Es war ein sehr schöner Abend, an dem uns beiden durch das erklärt bekommen des Spiels ein kleines Stück kanadische Kultur beigebracht wurde.

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